Die experimentelle Bewegungsanalyse und Bewertung des Verletzungsrisikos von Insassen bei Seitenkollisionen - Erkenntnisse aus Crashtests beim fahrenden Personenkraftwagen. Castro, C. J. G. Ph.D. Thesis, der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, 2017.
Die experimentelle Bewegungsanalyse und Bewertung des Verletzungsrisikos von Insassen bei Seitenkollisionen - Erkenntnisse aus Crashtests beim fahrenden Personenkraftwagen [link]Paper  abstract   bibtex   
Das „Schleudertrauma“ steht seit vielen Jahren im Mittelpunkt des Interesses, da sich vor allem der volkswirtschaftliche Schaden allein in Deutschland auf zwei Milliarden Euro pro Jahr beläuft. Bis dato gibt es nur Theorien für das Entstehen der mannigfaltigen Symptome, wie unter anderem Kopf- und Nackenschmerzen. Für die Gutachter besteht vor allem das Dilemma, dass den Symptomen nicht immer eine bildmorphologische Verletzung im Bereich der HWS gegenübersteht. Bisher werden Aussagen über eine eventuelle Verletzung der HWS auf vorliegende wissenschaftliche Studien basiert. Diese liegen in der Literatur vor allem für die Heckkollision vor, da diese die häufigste Unfallkonstellation darstellt. Wissenschaftliche Erkenntnisse bei Seitenkollisionen mit Probanden im fahrenden Pkw sind, nach unserem Kenntnissstand, nur ansatzweise in der Studie von Leinkenjost (2013) beschrieben worden. Weiterhin liegen Studien von Becke et al (1999) und Becke und Castro (2000) zur Seitenkollision im stehenden Pkw vor, wobei die Kinematik in eine Primär- und Sekundärbewegung unterschieden wurde und die Primärbewegung als die relevantere Bewegung für einen möglichen Kopf- /Schulteranstoß betrachtet wurde. Ziel der vorliegenden Doktorarbeit ist es die Kinematik des Kopfes und der Brust der Probanden bei einer Seitenkollision in einem fahrenden Pkw genauer zu analysieren. In dieser experimentellen Untersuchung wurden vier männliche Probanden, sowohl als Fahrer als auch als Beifahrer und mit „entspannter“ und „angespannter“ Muskulatur, verifiziert mittels EMG-Analyse (siehe auch die Studie von Gorny (2013)), einer seitlichen Belastung (kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung = 2,1km/h) im fahrenden Pkw ausgesetzt. Als wesentliches Ergebnis konnte festgehalten werden, dass die Geschwindigkeit bei der Sekundärbewegung, sowohl in „entspannter“ als „angespannter“ Sitzhaltung, am höchsten war. Hinsichtlich des zurückgelegten Weges des Kopfes, der Brust und der seitlichen Neigung der HWS zeigte sich kein Unterschied in der Primär- und Sekundärbewegung. Als weiteres Ergebnis konnte festgehalten werden, dass eine bisher nicht beschriebene Tertiärbewegung große Auslenkungs- und Geschwindigkeitsparameter aufweist. Diese Ergebnisse liefern, auch unter Berücksichtigung der Limitierungen der Studie (z.B. niedrige Probandenzahl), im Gegensatz zu den bisherigen Studien von Becke et al. (1999) und Becke und Castro (2000), wichtige neue Erkenntnisse. Wurde bis dato in der wissenschaftlichen Literatur insbesondere die Primärbewegung als die relevante Bewegungsrichtung der betroffenen Person im Pkw für einen für die HWS möglichen verletzungsrelevanten Anstoß von Körperteilen im Fahrzeuginnenraum betrachtet, so zeigt sich, dass nunmehr auch der Sekundärbewegung –zumindest auf diesem sehr geringem Belastungsniveau– eine wichtigere Rolle als ursprünglich gedacht, zukommt, welche somit bei der Begutachtung von Verletzungen der Halswirbelsäule nach Pkw-Verkehrsunfällen zu berücksichtigen gilt. Diese Ergebnisse gelten nur für den anprallfreien Raum und sollten in einer weiteren Studie mit einer größeren Probandenzahl bestätigt und vertieft werden.
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Seitenkollisionen mit Probanden im fahrenden Pkw sind, nach unserem Kenntnissstand, nur ansatzweise in der Studie von Leinkenjost (2013) beschrieben worden. Weiterhin liegen Studien von Becke et al (1999) und Becke und Castro (2000) zur Seitenkollision im stehenden Pkw vor, wobei die Kinematik in eine Primär- und Sekundärbewegung unterschieden wurde und die Primärbewegung als die relevantere Bewegung für einen möglichen Kopf- /Schulteranstoß betrachtet wurde.

Ziel der vorliegenden Doktorarbeit ist es die Kinematik des Kopfes und der Brust der Probanden bei einer Seitenkollision in einem fahrenden Pkw genauer zu analysieren.

In dieser experimentellen Untersuchung wurden vier männliche Probanden, sowohl als Fahrer als auch als Beifahrer und mit „entspannter“ und „angespannter“ Muskulatur, verifiziert mittels EMG-Analyse (siehe auch die Studie von Gorny (2013)), einer seitlichen Belastung (kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung = 2,1km/h) im fahrenden Pkw ausgesetzt.

Als wesentliches Ergebnis konnte festgehalten werden, dass die
Geschwindigkeit bei der Sekundärbewegung, sowohl in „entspannter“ als „angespannter“ Sitzhaltung, am höchsten war. Hinsichtlich des zurückgelegten Weges des Kopfes, der Brust und der seitlichen Neigung der HWS zeigte sich kein Unterschied in der Primär- und Sekundärbewegung. Als weiteres Ergebnis konnte festgehalten werden, dass eine bisher nicht beschriebene
Tertiärbewegung große Auslenkungs- und Geschwindigkeitsparameter aufweist. Diese Ergebnisse liefern, auch unter Berücksichtigung der Limitierungen der Studie (z.B. niedrige Probandenzahl), im Gegensatz zu den bisherigen Studien von Becke et al. (1999) und Becke und Castro (2000), wichtige neue Erkenntnisse. Wurde bis dato in der wissenschaftlichen Literatur insbesondere die Primärbewegung als die relevante Bewegungsrichtung der betroffenen Person im Pkw für einen für die HWS möglichen verletzungsrelevanten Anstoß von Körperteilen im Fahrzeuginnenraum betrachtet, so zeigt sich, dass nunmehr auch der Sekundärbewegung –zumindest auf diesem sehr geringem Belastungsniveau– eine wichtigere Rolle als ursprünglich gedacht, zukommt, welche somit bei der Begutachtung von Verletzungen der Halswirbelsäule nach Pkw-Verkehrsunfällen zu berücksichtigen gilt. Diese Ergebnisse gelten nur für den anprallfreien Raum und sollten in einer weiteren Studie mit einer größeren Probandenzahl bestätigt und vertieft werden.},
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	author = {Castro, Christian Johannes Guillaume},
	collaborator = {Schulitz, Klaus-Peter and Schneppendahl, Johannes},
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