Chronischer Tinnitus – eine interdisziplinäre Herausforderung. Kreuzer, P. M., Vielsmeier, V., & Langguth, B. Deutsches Ärzteblatt, April, 2013.
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Hintergrund: Der Begriff Tinnitus bezeichnet die Wahrnehmung eines Geräuscheindrucks in Abwesenheit eines entsprechenden externen akustischen Stimulus. Tinnitus ist eine häufige Gesundheitsstörung, die die Lebensqualität bei etwa 1 Prozent der Bevölkerung schwer beeinträchtigt. Methode: Basierend auf einer selektiven Literaturrecherche wird ein Überblick über die derzeit verfügbaren Behandlungsansätze bei chronischem Tinnitus gegeben. Ergebnisse: Wirksam und am besten evaluiert ist die kognitive Verhaltenstherapie. Das beratende therapeutische Gespräch wird bei jedem Patienten empfohlen. Eine akustische Stimulation kann den Tinnitus reduzieren und wird bei Tinnitusmaskern, Hörgeräten und der Tinnitus-Retraining-Therapie genutzt. Basierend auf einem zunehmend detaillierten Verständnis der neuronalen Mechanismen des Tinnitus wurden Neuromodulations- und Neurostimulationstechniken entwickelt, die aber noch als experimentell eingestuft werden. Die Indikation zur pharmakologischen Behandlung beschränkt sich derzeit auf die Behandlung Tinnitus-assoziierter Symptome wie Depressivität, Schlaf- und Angststörungen. Schlussfolgerung: Es gibt viele Möglichkeiten, den chronischen Tinnitus zu behandeln, und weitere neuartige Therapien werden derzeit entwickelt. Da ein Tinnitus vielfältige Ursachen und Komorbiditäten haben kann, kommt der multidisziplinären Diagnostik und Therapie eine entscheidende Bedeutung zu. Für viele Tinnituspatienten ist es prognostisch wichtig, dass durch den behandelnden Arzt das Angebot einer therapeutischen Beziehungsgestaltung durchgängig aufrechterhalten wird, um die jeweiligen nächsten diagnostischen und therapeutischen Schritte nach einer kritischen Abwägung der Behandlungsindikation gemeinsam anzugehen.

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