Interessenkonflikte bei Autoren medizinischer Leitlinien: Eine Analyse der Leitlinien deutscher Fachgesellschaften 2009−2011. Thomas Langer, Susann Conrad, Liat Fishman, Martin Gerken, Sabine Schwarz, Beate Weikert, Günter Ollenschläger, & Susanne Weinbrenner Deutsches Ärzteblatt, November, 2012.
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Hintergrund: Im Kontext der Leitlinienerstellung können Interessenkonflikte zu verzerrten Leitlinienempfehlungen führen. Im Jahr 2010 wurden die Regeln der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zum Umgang mit Interessenkonflikten in Leitlinien revidiert. Methoden: Jeweils zwei Personen (TL, MG, SC, BW, LF, SS) untersuchten unabhängig voneinander die gültigen S2- und S3-Leitlinien der AWMF-Datenbank aus den Jahren 2009–2011. Angaben zu Interessenkonflikten wurden extrahiert und deskriptiv analysiert. Die Auswirkungen der neuen AWMF-Regeln wurden durch einen Vorher-Nachher-Vergleich untersucht. Ergebnisse: Von insgesamt 297 untersuchten Leitlinien wurden in 60 Leitlinien (20 %) die Interessenkonflikterklärungen von den Autoren offengelegt. 680 Autoren (49 %) gaben finanzielle Beziehungen an, die einen Interessenkonflikt anzeigten. Neben finanziellen Interessenkonflikten wurden auch Interessenkonflikte aufgrund der Zugehörigkeit zu Fachgesellschaften oder Berufsverbänden in 86 % deklariert. Nach Einführung der neuen AWMF-Regeln wurden Interessenkonflikterklärungen deutlich häufiger abgegeben (8 % von 256 Leitlinien vor Einführung versus 95 % von 41 Leitlinien danach). Der Anteil von Personen mit finanziellen Interessenkonflikten stieg nach Einführung der neuen Regeln, während sich die Dokumentationspraxis der Interessenkonfliktbewertung sowie gegebenenfalls getroffene Gegenmaßnahmen nicht veränderten. Schlussfolgerung: Seit 2011 werden in den neuen Leitlinien der AWMF-Datenbank die Interessenkonflikterklärungen der Autoren offengelegt. Standards für die Bewertung und das Management von Interessenkonflikten in Leitlinien fehlen und sollten dringend entwickelt werden.

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